Teufelspakt und Melancholie – die Motive der Schwarzen Romantik I

Teufelspakt und Melancholie – die Motive der Schwarzen Romantik I

Eines der wichtigsten Motive der Schwarzen Romantik ist der Teufelspakt.  Jeder kennt – zumindest literarisch – diese Situation. Der Teufel bietet Geld, Wissen und willige Frauen und alles, was man tun muss, ist auf diesem winzigen Zettel zu unterschreiben. Mit Blut. Oder auch anders. Je nachdem.

Goethes Faust ist nach der Vielzahl der Motive der Schwarzen Romantik und der Definition von Andre Vieregge ein schwarzromantisches Werk. Faust wird durch den leibhaftigen Teufel verführt und das Elend nimmt seinen Lauf. Das arme Gretchen wird es ausbaden müssen. „Heinrich, mir graut vor Dir.“ Dem Leser natürlich nicht, ist Faust doch „das bedeutendste und meistzitierte Werk der deutschen Literatur“. Ich möchte insbesondere die im Internet befindlichen Gothics bei dieser Gelegenheit daran erinnern, nicht immer dieses Zitat in irgendwelche Profile zu schmieren. Ja, ihr wisst was ich meine. „Ich bin der Geist der stets verneint! / Und das mit Recht; denn alles was entsteht / Ist werth daß es zu Grunde geht; / Drum besser wär’s daß nichts entstünde. / So ist denn alles was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element.“

Wenn ich einen von Euch erwische…aber wie dem auch sei. Lassen wir das.

Der faustische Teufelspakt beruht auf einem viel früheren Werk: Die Historia von D. Johann Fausten von 1587. Hier endet der Teufelspakt mit dem grausamen Tod des Protagonisten.
Einen ebenso unschönen Tod erleidet der arme Adrian Leverkühn, der Protagonist von Thomas Manns Doktor Faustus, der nicht nur unter schlimmer Migräne, sondern auch unter den Folgen einer unbehandelten  Syphilis leidet. Die Infektion mit dieser, das Gehirn weichkochenden Krankheit ist hier als Besiegeln des Teufelpaktes zu sehen. Der Teufel ist in diesem Falle der Stadtführer, der den armen Jung in das Hurenhaus, wo die Bakterien lauern, geleitet. Doktor Faustus zählt nicht zur Schwarzen Romantik, weist aber viele klassische Motive des Teufelspaktes auf.

Manchmal will der Teufel nur den Schatten oder das Spiegelbild des Protagonisten. Im Kunstmärchen Peter Schlemihls wundersame Geschichte von 1813 verkauft das Peterchen seinen Schatten gegen einen immer vollen beutel Gold an den Teufel. Als er dies bereut, will der Teufel gegen die Seele tauschen. Nicht mit Peterchen. Er hat die Schnauze voll, lebt isoliert und widmet sich der Wissenschaft. Ein Happy End? Das liegt wohl im Auge des Betrachters.

Ein Teufelspakt benötigt aber nicht unbedingt den Teufel höchstselbst. In E.T.A. Hoffmanns Die Elixiere des Teufels sind es die Tränke, mit denen der Teufel einst den heiligen Antonius umdrehen wollte, die den Mönch Medardus auf die schiefe Bahn bringen. Und hier kommen wir zum Täterprofil der Teufelsbündner. Medardus, zum Beispiel, ist ein begnadeter Rhetoriker. Als er die Fähigkeit verliert, ist er so verzweifelt, dass er zu den verbotenen Tränken greift. Diese stellen seine Rednerfähigkeiten wieder her, entfachen aber auch das Feuer der Wollust und verbrecherische Regungen. Doch es sind nicht die Elixiere, die den Mönch verändern. Der Keim des Bösen war schon längst vorhanden. Der übermäßige Stolz auf die eigenen Fähigkeiten bedeutet, dass man der Superbia erlegen muss. Medardus hatte schon zuvor wenig an mönchischer Demut gezeigt.
Auch Faust und Adrian Leverkühn haben großartiges Geistesgaben. Dadurch steigt allerdings auch das Verführungspotential.

Auch die Eigenschaft der Melancholie macht den Protagonisten anfälliger, mit dem Teufel zu paktieren. Die Acedia ist nach theologischer Sicht eines der Hauptlaster und kann am besten mit „Trägheit des Herzens“ übersetzt werden. Melancholiker verfallen in eine tiefe Verzweiflung, aber auch in eine Stimmung der Auflehnung oder der Gleichgültigkeit. Die Sünde ist hier, die gottgegebene Existenz nicht zu bejahen und Gott nicht blind zu vertrauen. Nicht nur der Hochmütige, sondern auch der Melancholiker ist anfällig für teuflische Verführungen.
In dem Sinne, passt schön auf eure Seele auf. 😀

Ein Gedanke zu „Teufelspakt und Melancholie – die Motive der Schwarzen Romantik I

  1. „Was willst du armer Teufel geben?
    Ward eines Menschen Geist, in seinem hohen Streben,
    Von deinesgleichen je gefaßt?“

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