Der Besuch der alten Zeitung
Oberbarmen. Der Mond leuchtete bereits hell über Wuppertals Straßen, als es bei den Dahlschmitts klingelte. Die Schmitt blinzelte träge in den Flur und überlegte, wer sich zu so später Stunde ankündigte. Es war die Lokalzeitung, die schwankend die Treppenstufen herauftaumelte. „Niemand liebt mich“, lallte das offensichtlich betrunkene Schmierblatt. „Noch nicht mal du“, fügte die heruntergekommen wirkende Gestalt hinzu. „Na,na“, widersprach unsere Heldin lahm. In der Tat griff sie selten zu diesem – seien wir ehrlich – etwas altbackenen Medium. Die Zeitung fledderte sich auf das Sofa, während die Schmitt ihr einen Kaffee zubereitete und der Betrunkenen das heiße Getränk reichte. Diese weinte heiße Tränen aus Druckerschwärze. „Bin voller Rechtschreibfehler, schlechte Fotos, Themen langweilig“, schluchzte die Zeitung und knisterte aufgelöst mit den Blättern. „Und du hast auch noch mitgeholfen“, klagte sie. Die Schmitt schwieg betroffen und blickte hilflos in den Raum. Wenn man den Mitarbeitern doch Zeit ließe, die Texte zu lektorieren, den Lesern mehr Intellekt zutrauen würde und die Bilder wieder von echten Fotografen machen ließe, dann würde sich wohl alles zum Guten wenden. Die Lokalzeitung war inzwischen eingeschlafen und lag laut schnarchend auf der Couch. Schwarzer Sabber rann aus ihrem Mundwickel. Es raschelte leise, als die Schmitt sie zudeckte und das Licht löschte.
Ein Gedanke zu „Der Besuch der alten Zeitung“
Ganz versteh ich es nicht aber es belustigt mich trotzdem!
Mein druckerschwarzes Herz schlägt dafür;-)