Joes Überlebenskampf
Eddy lag am Boden, Sekret floss aus ihm heraus. Alles voller Blut, ein Arm hing locker im Gelenk. Joe betrachte die Szenerie, er fühlte sich, als wäre er ein unbeteiligter Zuschauer, losgelöst von seinem Körper. Dann rauschte das Adrenalin abrupt in ihn hinein, und er hörte die schmerzerfüllte Stimme seines verletzten Kameraden: „Joe, Joe, ich kann meine Beine nicht mehr fühlen.“
Auch das noch, es hatte alles so gut angefangen. Sie waren mit dem Ziel, neuen Lebensraum und neue Nahrungsressourcen für den Staat zu finden, aufgebrochen. Anfangs sah es recht vielversprechend aus, doch dann hatte sich die Umgebung als stickige Todesfalle mit unzähligen Gefahren erwiesen. Joe war nur knapp einem Geschoss ausgewichen, doch Eddy war scheinbar von einer unbekannten Gefahr erwischt worden und lag sich krümmend am Boden.
Patriotismus hin oder her, sie mussten fort. Eddy brauchte dringend Hilfe. Er bückte sich, Hilfe für den Kameraden im Sinn. „Nein, geh ohne mich. Joe, ich schaffe es nicht“, stöhnte Eddy.
Doch Joe hatte nicht das Zurücklassen seines einzigen Waffenbruders im Sinn. Ihm war, als strömte neue Kraft in ihn hinein, ihm war, als könne er das Dreißigfache seines Gewichtes tragen. Er hob den widerstrebenden Eddy mit einem Arm hoch und setzte die Beine in Bewegung. Eddy wimmerte, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er musste sofort einen Stützpunkt finden. Wo war die namenlose Gefahr? Wer sah sie um ihr Leben kämpfen? Unsichtbar und doch allgegenwärtig?
Joe lief über eine helle und glatte Oberfläche, die seinen Füßen Halt bot, doch war kein Ende zu erkennen. Die Hitze, die anfangs noch erträglich gewesen war, brannte auf seinen Panzer nieder.
Er hatte das Gefühl, im Kreis zu laufen. Stunde um Stunde. Die lebensfeindliche Umgebung schien ihn zu verhöhnen. Das erste Mal kam ihm der Gedanke, dass er Volk und Königin nicht wiedersehen könnte. Seine Glieder fühlten sich an, als würden sie eintrocknen. Er setzte Eddy ab. Eddy würde ihm neuen Mut machen, das hatte er immer getan. Er rang sich ein Lächeln ab. Eddy sollte nicht den Mut verlieren.
Doch als er seinen Freund absetzte, sah er nur in starre Augen, Eddy hatte zuviel Sekret verloren. Er blieb stumm.
Joe setzte sich, er röchelte. Das nahm ihm die letzte Hoffnung auf Rettung. „Eddy, Eddy, mein Freund“, rief er noch und es schwindelte ihm. Die Schwüle, die schlechte Luft. Er brach zusammen; die Antennen brachen, als er auf dem Boden aufschlug.
„Dahlmann, sieh nur! Die Ameise, die die andere getragen hat, ist vertrocknet.“
„Schmitt, da siehste mal, wie heiß es im Zelt ist. Jetzt komm!“
„Dahlmann, Dahlmann, du hast einfach keinen Sinn für die Tierwelt…“
2 Gedanken zu „Joes Überlebenskampf“
Stammt diese Szenerie vom WGT? *Herrlich lach* Sehr sehr interessant… wenn ich mir das mal bildlich vorstelle; Mirja und Ace über eine Ameisenstraße gebeugt in ihrem heißen Zelt, hitzig diskutierend über den Krieg der Ameisen… *kugel*
Hihi
Spannender und überraschender Text, man ahnt die ganze Zeit, daß es anders kommt, weiss nicht ob Science Fiction oder Fantasy, History oder …? und dann … Witzig, hat Spaß gemacht, es zu lesen. 🙂
d.