Neues von den Mumien von Palermo – eine Stellungnahme

Neues von den Mumien von Palermo – eine Stellungnahme

Nicht alles geht immer glatt. Auch die Berichterstattung großer Zeitungen kann manchmal nicht ganz den Tatsachen entsprechen. Der den Lesern schon bekannte Archäologe Jörg Scheidt hat eine Stellungnahme geschrieben. Er beschreibt das Vorgehen bei dem Forschungsprojekt in Palermo:

Am 20. September diesen Jahres erschien in der Ausgabe der „Zeit“ ein Artikel über uns. Dieser warf sowohl mir, als auch Herrn Dr. Benecke vor, dass wir uns den Zutritt zu den Katakomben in Palermo durch „Tricks“ ermöglicht haben und wir dort eigentlich nicht hätten forschen dürfen. Wir hätten „illegal“ Proben der Mumien entnommen und würden die Arbeit von anderen Forschern nicht erwähnen um uns „in den Mittelpunkt zu drängen“. Leider hält die „Zeit“ an den Aussagen des Herrn Willmann fest und daher möchte ich hiermit die Gelegenheit nutzen um die Aussagen aus dem Artikel richtig zu stellen.

1. Durften wir in den Katakomben forschen?
Ja, durften wir. Vor ca. 1,5 Jahren habe ich im Kloster persönlich angefragt ob wir dort arbeiten und forschen dürfen. Die Antwort des zuständigen „Guardian“ war ein eindeutiges Ja. Wir haben ihm per Fax eine exakte Beschreibung unserer Forschung zukommen lassen. Wir bekamen einige Auflagen die wir einhalten mussten und die waren auch nicht verhandelbar. So durften wir z. B. einige Gitter nicht entfernen, die Mumien nicht beschädigen, etc. An diese Auflagen haben wir uns jederzeit gehalten! Während unserer Arbeit bekamen wir die Gelegenheit mit dem Abt ein längeres Gespräch zu führen. In diesem Gespräch wurde ausdrücklich betont, dass unsere Arbeit erwünscht ist und man sich sehr über unser Engagement freut. Der Abt betonte, dass er eine Weiterführung unserer Arbeit wünscht. Als Zeugen waren mehrere Personen anwesend, u. a. das Fernsehteam. Sowohl der Abt, als auch der „Guardian“ sind in dem Beitrag von NTV zu sehen gewesen, Herr Fernandez wurde sogar von dem Fernsehteam interviewt.

2. Gab es ein explizites Verbot in dem Kloster zu forschen?
Weder vom Kloster, noch vom Kapuzinerorden, noch von der Region Sizilien lagen mir oder Herrn Dr. Benecke ein Verbot vor. Lediglich Herr Piombino-Mascali schickte mir per Email ein Verbot dort forschen zu dürfen. Er nannte sich den „Kurator“ der Katakomben und einzigem legalen rechtlichen Vertreter aller Mumien Siziliens. Herr Piombino-Mascali forschte in der Tat seit 2007 in den Katakomben, darauf habe ich hier auf der Seite schon hingewiesen. Bei einem Anruf im Kloster erfuhr ich, dass Herr Piombino-Mascali keine Befugnis hat, uns die Forschung im Kloster zu verbieten. Die Katakomben sind ein Friedhof der unter der Kontrolle der Mönche des Klosters steht und nur diese entscheiden wer in den Katakomben arbeiten darf und was dort gemacht wird. Ich wies Herrn Piombino-Mascali auf mein Gespräch mit dem Kloster hin und bot ihm an, dass wir nur Bereiche bzw. Mumien erforschen die er noch nicht bearbeitet hat. Schließlich will ich niemanden schaden und ich habe mir eine fruchtbare Kooperation erhofft. Seine Reaktion war leider ablehnend, obwohl es dort mehr als genug Arbeit für ganze Forschergenerationen gibt und wir bestimmt einen Konsens hätten finden können.

3. Braucht man eine Genehmigung der Region Sizilien um in den Katakomben zu arbeiten?
Die Katakomben und die Mumien sind Eigentum des Klosters und befinden sich auf ihrem Grundstück. Sämtlich Kulturgüter für die die Region Sizilien zuständig sind finden sich auf dieser offiziellen Homepage: www.regione.sicilia.it

4. Waren die Proben Illegal?
Nein. Wir haben lediglich Insektenproben genommen. Bei vielen Probenentnahmen war der „Guardian“ anwesend, auch bei den Sargöffnungen. Gewebeproben durften wir nicht entnehmen und an dieses Verbot haben wir uns bedingungslos gehalten!

5. Drängten wir uns „dreist in den Mittelpunkt“?
Der Vorwurf von Herrn Willmann bezieht sich darauf, dass wir nichts über die Arbeiten der Eurac erwähnt haben. Dies ist nicht korrekt. Auf dieser Seite habe ich zuletzt am 14.04.2012 über das Projekt der Eurac berichtet. Ich hob auch hervor, dass unser Projekt nicht mit dem Großprojekt von der Eurac vergleichbar ist.
Vorher habe ich auch schon auf Berichte von der Eurac hingewiesen. Ich hätte sehr gerne mit der Eurac zusammengearbeitet und ich schätze die Arbeit von Ihnen sehr. Warum sollte ich das verschweigen?

6. Haben wir einen Geldbetrag gezahlt um dort arbeiten zu können?
Klar! Wie in allen Beiträgen über uns zu lesen war, arbeiteten wir dort ausschließlich Nachts. Der „Guardian“ hat für uns 9 Stunden/ Tag länger dort gearbeitet, wir haben das Kloster die ganze Zeit voll beansprucht und haben auch einiges an Lebensmitteln und Ressourcen verbraucht sowie Müll produziert. Das haben wir natürlich bezahlt! Alleine der Guardian hatte während unserer kompletten Arbeitszeit 18 Stunden in den Katakomben verbracht (seine reguläre Arbeitszeit + 9 Stunden). Außerdem haben wir dem Kloster etwas gespendet. Das ist doch selbstverständlich! Wo ist da das Problem?

7. Wurde gesagt, dass Herr Piombino-Mascali „faul“ sei?
Nein. Weder ich, noch der Abt haben dieses jemals behauptet.

Dies sind die für mich wichtigsten Punkte. Ich könnte noch einiges zu der Art und Weise schreiben wie der Artikel geschrieben ist, aber das soll mir egal sein. Gegen den Artikel gehen wir derzeit vor und ich erwarte, dass sich das Thema bald erledigt hat. Länger will ich mich auch nicht damit auseinandersetzen, es gibt viel zu tun und ich will mich vollständig auf meine Arbeit konzentrieren.

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